Ein Außengehege für unsere Spaltenschildkröten

Seit 2014 halte ich ostafrikanische Spaltenschildkröten bei uns im Hunsrück. Angefangen mit einem Terrarium mit den Maßen 160x100x70 cm bin ich kurze Zeit später zu einem selbstgebauten Innengehege mit den Maßen 174 x 123 cm übergangen. Der Vorteil neben der Größe ist bei unserem Innengehege, das sich aufgrund der Tiefe auch größere Pflanzen ansiedeln können.

Dadurch, dass das Gehege bei mir im Büro direkt am Fenster Richtung Süd-Osten steht, habe ich gleich morgens natürliches Sonnenlicht. Durch die Glasscheiben kann aber leider das so notwendige UV-B-Licht nicht zu den Tieren gelangen. Neben den beiden UV-B-Lampen habe ich im Sommer dann auch immer mal wieder ein Fenster geöffnet, so dass ungefiltertes Sonnenlicht ins Gehege gelang.

Meine Technik im Innengehege:

Letzte Aktualisierung am 2024-11-24 . * = Affiliate Links- Bilder von der Amazon Product Advertising API Haftungsausschluss für Preise

Innengehege für Spaltenschildkröten
Unser Innengehege für Malacochersus tornieri

Erste Überlegungen

Ob nun Einbildung oder nicht, mir kam es dann immer so vor, dass unsere Spaltenschildkröten diese Wärmequelle richtig genießen.
Malacholerus Tornieri sind scheue Schildkröten und verbringen dementsprechend viel Zeit in ihren Spalten. Auf irgendwelche Veränderungen im Gehege reagieren Spaltenschildkröten sehr sensibel. Zumindest hatte ich, nach Austausch mit anderen Haltern dieser außergewöhnlichen Art danach den Anschein, das unsere wohl besonders sensible reagieren.

Dies war bisher auch immer der Grund, warum ich eine Außenhaltung ostafrikanischer Spaltenschildkröten kategorisch ausschloss. Auch andere Halter bevorzugen aus dem genannten Grund nur eine reine Innenhaltung. Durch diverse Artikel (Bidmon, Schildkröten im Fokus 02/20012, Hufer, Schildkröten im Fokus 01/2006) spielte ich immer mal wieder mit dem Gedanken, den Tieren doch eine Außenhaltung über den Sommer anzubieten.

Durch den Beitrag von Barbara Hentschke (SIF 04/2021) und ihren guten Erfahrungen mit der Außenhaltung begann ich dann intensiver daran zu arbeiten.

Außengehege für ostafrikanische Spaltenschildkröten von Barbara Hentschke
Außengehege für ostafrikanische Spaltenschildkröten von Barbara Hentschke

Die Sommermonate sollten die Trockenzeit (die in ihren Habitaten etwas kühler ist als die Regenzeit) simulieren. Dann wollte ich vermeiden, dass ich die Tiere zweimal umsetzen und sie sich jeweils wieder an die neue Umgebung gewöhnen müssen. Wie erwähnt, sind unsere Tiere kleine Sensibelchen und lassen sich durch kleinste Veränderungen tagelang nicht blicken.

Was sagt meine liebe Frau Sonja dann immer:
„Wie der Herr, so das Gescherr“. Ob das zutrifft, kann ich leider nicht beurteilen! 😀.

Freigehege für Europäische Landschildkröten: Ein Leitfaden für eine naturnahe Haltung im eigenen Garten (Ratgeber zur Haltung Europäischer Landschildkröten) Werbung/Bild:Amazon

Also musste eine Lösung her, die zum einen eine trockene, warme Unterbringung halbwegs garantiert und zum anderen so wenig Stress (wenn überhaupt) für die Tiere.
Und da kam jetzt Kai Kötter ins Spiel!

Außengehege mit Gestell

Kai ist Inhaber von Soli Animalis, die hochwertige Frühbeete für Schildkröten herstellen. Auf seiner Homepage und auf Facebook/Instagram habe ich gelesen, das Kai auch Sonderanfertigungen anbietet.
Meine Vorstellung war, ein Hochbeet als Außengehege für unsere „Pancakes“.

Diese Vorstellung gefiel mir richtig gut und so reifte ein Gedanke zu einer Idee. Im letzten Jahr zur Jahrestagung der DGHT in Bad Wildungen traf ich auch Kai und wir redeten drüber, was ich vorhabe.

Die Idee reifte immer mehr zu einem konkreten Plan und so „beichtete“ ich Sonja von meinem Vorhaben. Sie seufzte kurz, aber stimmte (wie so oft, weil sie ebenso in die Tiere vernarrt ist wie ich 😍) meinem Plan zu. „Alles für die Katz“ ist bei uns halt „Alles für die Schildkröte“

Mein Plan sah so aus:
Da unser Innengehege direkt unter dem Fenster im Büro Richtung Süd-Ost steht, sollte das Außengehege als Hochbeet mittels Durchbruch mit dem Innengehege verbunden werden.
Somit hätte ich, wenn es perfekt läuft, zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:
Zum einen bleiben die Tiere in ihrer gewohnten Umgebung, haben aber die Möglichkeit ins Freie zu gehen um die ungefilterte Sonne zu genießen.

Die Planungen beginnen

Das Außengehege sollte die Maße 100×200 cm haben. Was ich nicht benötigte, war dein Frühbeet, dafür aber einen Tunnel als Übergang zum Innengehege. Als Absicherung von oben waren 150 cm des Geheges mit einem aufklappbaren Schutzgitter gesichert und die restlichen 50 cm mit einer 16 mm Stegplatte, die direkt am Ausgang des Tunnels platziert ist. So haben die Tiere, wenn sie aus dem Innengehege kommen erstmal eine trockene, warme Stelle.


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Da diese Platz direkt an der Hauswand noch vom Dachüberstand zusätzlich vor Regen weitgehend geschützt ist (bisserl wird bei Starkregen bzw. Sturm dann immer mal etwas nass) konnte ich so den Tieren eine Trockenzeit unter natürlichen Bedingungen anbieten. In ihren Habitaten liegen die Temperaturen während der Trockenzeit etwas niedriger als in der Regenzeit und nachts gehen die Temperaturen dann auch mal in den niedrigen, zweistelligen Bereich.

Die Wünsche habe ich Kai so mitgeteilt und er begann schon kurz danach mit den Planungen.
Nach der einen oder anderen Veränderung bzw. Feinjustierung, hatte Kai die Planung dann nach meinen Wünschen fertig:

Planungsskizze von Soli Animalis
Planungsskizze von Soli Animalis

Passend zur Fensterfront wurde das Außengehege entsprechend der Brüstungshöhe auf eine Unterkonstruktion/ Gestell aus Aluminium gebaut und mit Rechteckrohren AIMg3 miteinander verschweißt und anschließend alles pulverbeschichtet. Die Größe des Außengeheges beträgt 1×2 m. Ein Durchgang mit lichtdurchlässigen 16 mm Stegplatten (abnehmbar) dient als Verbindung zum Innengehege und Abstandshalter zur Hauswand.

Die passende Wanne, aus verzinktem Stahlblech S235JR, wurde dann mit der Unterkonstruktion zusammen verschraubt. Auf diese Wanne ist der eigentliche Freilauf aus 16 mm hohlkammerplatten Opal/weißlich (Blickdicht) mit eigens angefertigten Aluminiumprofilen und Eckverbindern angebracht.

Als oberen Abschluss der Konstruktion befindet sich anschließend am Eingang/Ausgang eine 50 cm breite und 16 mm dicke Hohlkammerplatte. So haben die Tiere direkt eine trockene und warme Umgebung, wenn sie nach draußen gelangen. Auf den restlichen 150 cm ist ein Aluminium Rahmen anmontiert, der mit Maschendrahtzaun bespannt wurde. Diese dient als Schutz vor Prädatoren. Beide Abdeckungen haben Scharnieren zum Öffnen, so dass ich bequem das Innere des Geheges erreiche.

Das Außengehege wird angeliefert und „angeschlossen“

Ende April war es dann so weit. Das Außengehege wurde mit der Spedition komplett aufgebaut geliefert. Mit Sohn Ramon und meinem Bruder Chrissi schleppten wir das Teil dann hinter das Haus und stellten es vor das Büro. War eigentlich gar nicht so schwer das Teil, nur etwas unhandlich.

Anlieferung Außengehege
Anlieferung Außengehege

Für den Anschluss und das perfekte Ausrichten kam dann wieder „Alleskönner“ Freddy zum Einsatz.
Zuerst wurde das Gehege ausgerichtet, perfekt in die Waage gestellt und der Ausgang an der Außenwand unseres Hauses eingezeichnet. Von der Höhe passte es außen und innen perfekt.

Freddy begann nur vorsichtig, damit sich keine größeren Stücke aus der Wand lösen, den Eingang mit Hammer, Meißel und Bohrmaschine frei zu legen. Der Durchbruch war genau dort, wie vorher berechnet. Nach etwas Feinarbeit war der Durchgang fertig. Das Außengehege platzierten wir wieder an den Durchbruch und verschlossen die Spalten an der Verbindungsstelle mit Acryl.

Kai schickte mir später noch eine Schiebetür, um den Ausgang des Innengeheges später zu verschließen.
Läuft alles perfekt!

Der Untergrund

Unser Schildkrötentreffen fand am 03. Juli 2022 statt. An diesem Wochenende sollte mit Hilfe anderen „Schildkrötenverrückten“ das Gehege eingerichtet werden. Die meiste Arbeit aber bestand erstmal darin, genügend Erde/Untergrund in das 100×200 cm Gestell einzubringen.

Bei einer Höhe von 20 cm für den Untergrund kommt da schon einiges an Material zusammen.
Zum Glück hat in unserem Dorf paar Wochen vorher ein Bekannter mit dem Ausschachten für sein Wohnhaus begonnen. Zusammen mit Chrissi sind wir dann einen Hänger voll Mutterboden holen gefahren.

Im Baumarkt besorgte ich noch 3 Säcke Dolomitkalk, um den Boden etwas abzumagern. Einen Tag später ging es mit meinem Schwiegervater an die Arbeit. Der Betonmischer aus Zeiten unseres Hausbaues vor 23 Jahren leistetet dabei sehr gute Arbeit. 10 Schaufeln Mutterboden und zwei Schaufeln Dolomitkalk wurden im Mischer durchgewalkt und anschließend im Gehege verteilt.

Der skeptische Blick von meinem Schwiegervater zu Anfang, ob die Menge an Mutterboden überhaupt reicht, weichte ein Blick der Bewunderung für mein perfektes Augenmaß. Nicht zu viel und nicht zu wenig.
Die Basis war geschaffen und das Treffen stand vor der Tür!

Die Veredelung

Eigentlich war es vorgesehen das am Samstag des Treffens jeder der wollte, an diesem Workshop teilnehmen konnte.
So war der Plan.

Aber mit Axel Meier hatte sich ein absoluter Fachmann angemeldet, der auch schon Habitate von Malacochersus tornieri  in Tansania besuchte.
Axel sah sich mein Innengehege an und beschloss, das Außengehege ebenso einzurichten. Also mit Schiefersteinen, die wir dann noch ins Nachbardorf holen fuhren. Dabei hat sich Barbara auch noch bedient und einige Schieferplatten für ihr Spaltenschildkröten-Gehege eingepackt.
Axel hatte schon bildlich vor Augen, wie das Gehege später auszusehen hatte und suchte dementsprechend die Steine aus.
Daheim angekommen begann Axel wie ein Wirbelwind mit dem Einrichten……und alle schauten gespannt zu.

Die Bepflanzung, von Thorsten Geier organisiert, besteht aus:

  • Wiesenknopf
  • Zitronen-Thymian
  • Hauswurz
  • Zwerg-Alant
  • verschiedene Seggen

Das Ergebnis war der Hammer!!!!

Die ersten Gehversuche

Nachdem das neue Außengehege fertig eingerichtet war, hatte ich am selben Tag die Tiere vom Innengehege ins Außengehege gesetzt, um sich an das neue Terrain zu gewöhnen.
Es dauerte dann noch einige Tage, bis sich alle in der Gruppe (1.3) an die neue Umgebung gewöhnt hatten. Doch nach dem ungewohnten Umsetzen am Morgen in der ersten Zeit, gingen die Tiere langsam und neugierig von selbst durch den Verbindungstunnel ins Außengehege.

Hier wurden dann schon einzelne Spalten in Beschlag genommen, die in den Monaten Juli-August teilweise auch nachts genutzt wurden.
Nach einigen Wochen waren die Tiere dann überwiegend im Außengehege und gingen fast immer selbstständig bei Einbruch der Dunkelheit ins Innengehege. Nach einer kurzen Aufwärmphase am nächsten Morgen unter der UV-Lampe erfolgte eigenständig, aber schon relativ zügig, der Gang ins Freie.

Fazit

Als Fazit ist festhalten, das meine Erwartungen weit übertroffen wurden. Es ist ein tolles Gefühl die Tiere im Freien so zu beobachten und mitzuerleben, wie sie die  Sonnenstrahlen am frühen Morgen regelrecht aufsaugen und viel agiler sind, als in den Jahren davor (zumindest kommt es mir so vor).
Für unsere Tiere kann ich schreiben, das sich das zusätzliche Außengehege bisher gelohnt hat. Ich möchte aber ergänzen, das diese Art der Haltung eventuell nicht bei jedem funktioniert.  Es ist meiner Meinung nach auch nicht zwingend notwendig, da Spaltenschildkröten das ganze Jahr über mit der entsprechenden Technik im Innengehege gehalten werden können (wie ich es zuvor erfolgreich mit Nachzuchten seit 2014 betrieben habe). 

Natürlich war es ein Riesenvorteil, das ich mit Kai von Soli Animalis einen Experten an der Hand hatte und ja noch habe, der mit meine Vorstellungen perfekt umsetzte. Wer also was spezielles an Frühbeet bzw. Sonderanfertigung benötigt ist bei Kai sehr gut aufgehoben. 
Einfach bei Kai melden und seine Wünsche an Frühbeet/Hochbeet vortragen:
info@soli-animalis.de

 

Fertiges Außengehege
Fertiges Außengehege

 

 

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