Seit 2001 halte ich nun schon griechische Landschildkröten bei uns im Garten. In dieser Zeit ist das Gehege kontinuierlich größer geworden. Von Anfangs 9 qm auf mittlerweile 120 qm, verteilt auf 2 Gehege.
Und jeder, der sich mit diesem faszinierenden Hobby befasst, kann mir bestimmt zustimmen:
„Ein Schildkrötengehege wird nie fertig!“
Und das ist auch mitunter das Schöne an diesem Hobby mit den Panzerträgern. Es findet sich immer ein Teil/Teilstück das verbessert oder, wenn der Platz vorhanden ist, vergrößert werden „Muss“. Und da ich das Hobby schon über 20 Jahre betreibe, sind viele Veränderungen, Optimierungen und Erweiterungen in die Haltung eingeflossen. Ziel sollte für jeden Halter sein, seine Schützlinge (die nun mal auf ihn angewiesen sind) so naturnah wie möglich zu halten.
Und im Jahr 2023 stand bei uns im Hunsrück ein etwas größeres Projekt an
Inhaltsverzeichnis
Gehegeerweiterung mit Wasserbiotop-Recherche
Auch wenn ich zu den „alten Hasen“ in der Schildkrötenhaltung gehöre, beharre ich nicht auf Erfahrungen, die ich zu Anfang gesammelt habe. Tatsächlich lese ich viel an Schildkrötenliteratur, besuche Workshops und schaue im Internet nach neuesten Erkenntnissen in der Schildkrötenhaltung. Besonders in den letzten Jahren hat sich so vieles getan und es gibt mittlerweile viele hochwertige Bücher und Internetseiten zum Thema „Schildkrötenhaltung“.
In diesem Jahr stand bei uns eine Erweiterung für die gemischte Gruppe (2,4) von 20 qm an. Also machte ich mir vorab Gedanken, was gebaut und wie es am Ende aussehen soll. Was mich immer wieder interessiert hatte, war eine natürliche Wasserstelle für die Schildkröten. Ein einfacher Untersetzer ist zwar praktisch, aber zum einen nicht schön zum anderen muss das Wasser fast täglich gewechselt werden.
Eine sehr schönte Trink- und Badestelle hat meine liebe Schildkrötenfreundin aus dem Saarland, Bettina, ihren Tieren gebaut (hier zu lesen).
Ein tolles Teil, was ich vor drei Jahren nachbauen wollte und kläglich scheiterte!
Der Platz war nicht optimal und so wie ich gebaut hatte, gefiel es mir überhaupt nicht. Also alles wieder zurück gebaut bzw. mit Erde aufgefüllt und wieder die unschönen Untersetzer hingestellt.
Fündig auf Facebook
Ich bin ja in der einen oder anderen Schildkrötengruppe auf Facebook unterwegs und habe auch meine eigene Schildkrötenseite. In der Gruppe „Landschildkröten – Geschichten & Bilder aus deinem Gehege“ sah ich dann einen äußerst interessanten Beitrag von Klaus Kreyerhoff zum Bau seines Flachwasserbiotops für seine griechischen Landschildkröten.
Genauso stellte ich mir eine natürliche Wasser/-Badestelle vor. Also befasste ich mich intensiver mit Thema, las die Berichte und Erfahrungen von Klaus und googelte auch das eine oder andere im Netz. Ein stabiles Ökosystem mit vorhandener Bepflanzung und Bakterienkultur sollte für eine gute Wasserqualität sorgen, auch wenn die Tiere mal ins Wasser ihr Geschäft verrichten.
Nachdem nun Sabrina und Gabi ebenso ein Wasserbiotop angelegt und nur positives berichtet hatten, begannen die Planungen.
Spatenstich im Juni
Ein guter Zeitpunkt wäre eigentlich das Frühjahr gewesen. Doch im März stand bei mir eine Schulter-OP, zuerst an der rechten und im April an der linken Schulter an. Also war ich die ersten Monate, was körperliche Arbeit angeht, erstmal auf Eis gelegt bzw. Sonja achtet sehr akribisch drauf, das ich nicht zu viel des Guten tat.
Also habe ich zuerst nur mit unserem Junior das neue Gehege mit noch vorhandenen Pflanzsteinen abgegrenzt.
Nachdem die Krankengymnastik erfolgreich absolviert wurde und auch der Arzt mit der Genesung überaus zufrieden war, kam dann auch das „Go“ von Sonja.💪
Im Juni ging es nun also los.
Das Flachwasserbiotop sollte die Ausmaße von 260×170 cm haben. Also begann ich mit dem Spaten zuerst die Grassoden zu entfernen und zur Mitte hin etwas tiefer zu graben. Die Idee war, das Flachwasserbiotop zur Mitte gaaanz langsam abfallen zu lassen, damit die Schildkröten jederzeit ohne Probleme im Wasser gehen können. In der Mitte habe ich dann ca. 45 cm ausgehoben. Diese Stelle habe ich später mit Muttererde aufgefüllt, damit größere Pflanzen hier wurzeln können.
Untergrund und Betonieren
Nachdem ich mit dem Ausschachten so weit zufrieden war, ging es dann ans Modellieren der Wasserstelle.
Ich habe mir dafür Teichfolie in der Größe 3×4 m/0.5 mm Dicke in schwarz* besorgt und als Schutz zwischen Boden und Teichfolie das passende Teichvlies*. Einmal ausgelegt ließ ich dann das Becken volllaufen, um zum einen zu kontrollieren, ob es keine undichte Stelle gibt zum anderen, ob die Ausmaßen bei vollem Wasserstand ausreichend sind bzw. wie ich es mir vorgestellt hatte.
Passte alles!
Im Grunde könnte ich es das Becken nun mit Erde oder Kieselsteine auffüllen. Die Gefahr würde aber bestehen, dass das Material an der glatten Folie abrutschen könnte. Die Tiere sollten ja eine feste Trittstelle haben. Also kaufte ich mir im Baumarkt 8 Säcke Betonestrich a`40 kg und brachte den Betonmischer in Stellung.
Wichtig beim Betonieren der Wasserstelle ist es, den Beton ziemlich feucht anzumischen und nach dem Aufbringen immer wieder zu wässern, damit der Betonestrich nicht zu schnell trocknet. Die Möglichkeit besteht dann, dass der Betonestrich zu porös wird und durch die starke Kapillarwirkung das Becken „leergesaugt“ wird.
Beim Betonieren hatte ich Glück, denn obwohl es den ganzen Sommer über warm (zu weilen richtig heiß) und trocken war, begann es genau an dem Tag zu regnen, der dann auch noch einige Tage anhielt.
Auffüllen mit Muttererde und ein Abfluss installieren.
Nachdem der Betonestrich 10 Tage habe aushärten lassen, folgte der nächste Schritt:
Auffüllen mit Muttererde.
Glücklicherweise hat mein Nachbar vom Ausschachten seines Eigenheimes noch einiges an Muttererde übrig. Hier darf ich mich jederzeit bedienen und er ist immer froh, wenn ich für unsere Schildkrötengehege mich dort bediene und der Haufen immer kleiner wird😄
Für dieses größere Projekt wechselten dann 8 Schubkarren Erde den Besitzer. Ein Teil von der Erde habe ich dann noch anschließend zum Modellieren der Umgebung verwendet. Für das neue Flachwasserbiotop wurde die Erde noch mit Sand untermischt.
Das Endprodukt fiel mir bereits recht gut. Um jedoch sicherzustellen, dass die Wasserstelle bei anhaltendem Starkregen nicht überläuft, wurde ein Abfluss hinzugefügt, der mit der Abflussrinne verbunden ist.
Bepflanzung und Modellierung
Für die Bepflanzung des Biotops ging es dann u.a. zu einem anderen Nachbarn (es hat wirklich seine Vorteile, wenn die Nachbarn wissen, dass ein schildkrötenverrücktes Paar um die Ecke wohnt😄). Hier durfte ich mich bei seinem ehemaligen Teich bedienen und paar Seggen entnehmen. Flatterbinsen, Pfennigkraut und Moos wachsen im Überfluss in naheliegenden Wald bzw. an unserem Grundstück grenzenden Waldbach.
Zwergbinse und Sumpfschafgarbe kaufte ich mir im Baumarkt. Wasserlinsen fand ich über eBay-Kleinanzeigen zum Nulltarif.
Für den Landteil der Gehegeerweiterung siedelte ich einen Lavendelstrauch vor dem Haus um. Zusätzlich wurden Salbei (Salva) und Eberraute (auch bekannt als Cola-Strauch (Artemisia abrotanum) beigepflanzt. Größere Steine/Findlinge im Gehege finde ich immer toll. Diese schön platziert und eingegraben sehen die Steine aus, als würden diese schon immer dort liegen. Bei unserer letzten größeren Gehegeumgestaltung mit Kalkschotter hatte ich auch verschiedene Wasserbausteine platziert. Diese werden von den Schildkröten gerne zur Thermoregulierung aufgesucht. Besonders im Frühjahr ist ein Großteil der Tiere dort anzutreffen und tanken Sonne und Wärme.
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Und wie es der Zufall so will, hatte in der Straße nur wenige Meter entfernt der dritte im Bunde unserer Nachbarn seinen Garten etwas umgestaltet. Dabei fiel ne Menge an Findlinge an, die nicht mehr gebraucht wurden.
Also habe ich mir meinen Junior geschnappt und die Nachbarn von den Steinen „befreit“. Diese habe ich im Gehege dann wie beschrieben etwas eingegraben und die Zwischenräume mit Erde aufgefüllt, um es natürlicher wirken zu lassen.
Als kleines Bonbon habe ich bei meinen täglichen Spaziergängen aus dem Wald ein gebogenes Baumrindenstück als Höhle verbaut. Hier habe ich noch übrig gebliebener Estrichbeton über die Rinde verteilt und Erde über den nassen Beton gestreut.
Eröffnung am 09. September 2023
Als alle Arbeiten so weit erledigt waren und das neue „Badeparadies“ mit Regenwasser aus unserer Regentonne aufgefüllt war, folgte ein paar Wochen später die Eröffnung. Vorher hatte es einige Tage gut geregnet und der maximale Wasserstand wurde erreicht. Durch die großzügige ausgehobene Fläche hat das Wasserbiotop eine Ausdehnung von 260×170 cm mit einer maximalen Wassertiefe in der Mitte von ca. 12 cm. Die Probephase von einigen Wochen vor der Eröffnung verlief sehr gut. Das Wasser hielt sich im Becken. An den heißen Tagen ist logischerweise mehr Wasser verdunstet, was aber kaum aufgefüllt werden musste.
Video: Eines unserer Weibchen der griechische Landschildkröten beim Baden im Mai 2024
Das Video wird von Youtube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button geladen. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google
Ich denke aber, wenn es alles eingewachsen bzw. die Pflanzen größer werden und mehr Schatten werfen (insbesondere die Wasserlinsen) wird der Wasserverlust noch niedriger sein.
Die Schildkröten, obwohl da einige richtig Neugierige dabei sind, haben sich bisher maximal am Rand aufgehalten. Das frische Futter im neuen Teil hat sie noch eher angezogen. Aber für andere Tiere z.B. Bienen und Vögel war das Feuchtbiotop an den heißen Sommertagen schon jetzt eine willkommene Anlaufstelle!
Alleine dafür hat sich der Aufwand schon jetzt gelohnt!
Hier nochmal in Kurzfassung, was ich für das Wasserbiotop/Gehegeerweiterung benötigt habe:
• 8 Säcke Betonestrich a`40 kg
• Muttererde (ca. 8 Schubkarren) mit 4 Säcke Sand (Spielsand)
• ca. 10 Gartenschlauch mit Saugfilter (für den Abfluss)
• Teichfolie, Größe 3×4 m/0.5 mm Dicke in schwarz
• Teichvlies 12qm
• Als Bepflanzung
Seggen (Carex)
Flatterbinse (Juncus effusus)
Pfennigkraut (Lysimachia nummularia)
Moos
Zwergbinse (Juncus ensifolius)
Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica)
Eberraute/Cola-Strauch (Artemisia abrotanum)
Lavendel (Lavandula)
Salbei (Salvia)
• Findlinge (verschiedene Größen)
Fazit
Eine natürliche Wasser-/Badestelle im Schildkrötengehege war schon immer eines meiner Ziele! Inspiriert von Bettinas Bauanleitung über ihre Badestelle begann ich mir Gedanken zu machen. Ein Versuch vor drei Jahren scheiterte aber kläglich!
Die ausführliche Anleitung von Klaus in seiner Facebook-Gruppe und seine Erfahrungen bezüglich seines Flachwasserbiotops machte mich dann neugierig und ich befasste mich intensiver mit diesem Biotop. Eine sehr schöne Anleitung von Gabi durfte ich dann auf meiner Homepage veröffentlichen und auch die Tipps und Ratschläge von Sabrina waren sehr hilfreich um mich dann selbst an dieses Projekt zu wagen.
Das fertige Projekt fügt sich sehr schön in das Gehege (Und Garten!) ein und alleine, dass es jetzt schon für viele Lebewesen eine Anlaufstelle oder Lebensraum (z.B. Wasserkäfer) geworden ist, war die Mühe schon wert. Die eine oder andere Schildkröte hat sich schon ans neue Gewässer herangewagt, aber ich denke, wenn sie ab dem Frühjahr damit richtig in Kontakt kommen, werden sich alle damit beschäftigen.😆
Natürlich werde ich das neue Biotop beobachten und verschiedene Tests durchführen, wie die Belastung etc. dann bei „intensiven“ Gebrauch ist und ob eventuell nachjustiert werden muss.Für mich ein weiterer Schritt in eine möglichst naturnahe Haltung unserer griechischen Landschildkröten!
Und damit wieder zum Anfang meines Artikels
Wer denkt, mit dem Bau eines Schildkrötengeheges fertig zu sein, dem sei gesagt:
„Ein Schildkrötengehege wird nie fertig!“
Ich baue schon seit 2001 und bin immer noch nicht fertig!😆 (und werde es auch nie!)
Hallo,
Hast du beim Biotop auch einen Zufluss?
Und wäre so ein Biotop auch für noch kleine, 2 jährige, geeignet?
Liebe Grüße
Hallo Karin,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Einen Zufluss habe ich nicht. Wenn ich Wasser auffüllen muss, nehme ich das aus unserer Regentonne.
Es soll ja auch ein stehendes Gewässer sein, deshalb habe ich auch keinen Zufluss eingebaut.
Solch ein Flachwasserbiotop ist für zweijährige nicht geeignet, das es zu groß ist.
Man kann aber mit einer flachen Schale ein kleines Biotop bauen.
Einfach Moos in die Schale legen und Wasser drüber. Mit der Zeit entwickelt sich so ein kleines Biotop ☺️
lg
Torsten