Ameisen im Schildkrötengehege: Nützliche Helfer statt Bedrohung

Foto: allgord/Canva.com

Ameisen im Schildkrötengehege? Für viele Halter europäischer Landschildkröten scheint das zunächst bedrohlich zu klingen, insbesondere wenn die geflügelten Ameisenarten während des Hochzeitsflugs im Gehege umherschwirren.

Die Sorge, dass Ameisen die Schildkröten beißen oder mit Ameisensäure angreifen könnten, ist weit verbreitet. Besonders Schlüpflinge werden oft als gefährdet angesehen. Doch diese Bedenken sind meist unbegründet. Tatsächlich tragen Ameisen zur Sauberkeit und Gesundheit des Geheges bei und sind deshalb sogar nützliche Helfer.

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Ameisenarten in Deutschland und Europa

  • Heimische Ameisenarten

Die Vielfalt der Ameisenarten in Deutschland ist beeindruckend. Insgesamt sind hierzulande etwa 180 verschiedene Spezies bekannt. Jede dieser Arten hat ihre eigenen Vorlieben bezüglich Lebensraum, Nahrung und Verhalten. Einige sind weit verbreitet und häufig anzutreffen, während andere seltener und spezialisierter sind. Hier sind einige der häufigsten, die man auch in Schildkrötengehegen antreffen kann:

  1. Schwarze Wegameise (Lasius niger):
    • Diese Art ist in ganz Europa weit verbreitet und bekannt dafür, dass sie große Kolonien bildet. Sie ernährt sich von süßen Substanzen und kleinen Insekten. Lasius niger ist nicht aggressiv gegenüber größeren Tieren und stellt keine Gefahr für Schildkröten da.

      Ameisen im Schildkrötengehege - Schwarze Wegameise (Lasius niger)
      Foto: DE1967/Canva.com
  2. Rote Waldameise (Formica rufa):
    • Diese Ameisenart ist vor allem in Wäldern verbreitet und bekannt für ihre großen Hügelnester, die von einer Königin und ihren zahlreichen Arbeiterinnen bewohnt werden. Sie ernährt sich von toten Insekten und anderen organischen Materialien. Rote Waldameisen können beißen und etwas Ameisensäure verspritzen, tun dies aber in der Regel nur zur Verteidigung ihres Nests. Die Rote Waldameise sowie ihre Nester sind in Deutschland geschützt und stehen sogar auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Arten.

      Ameisen im Schildkrötengehege - Rote Waldameise (Formica rufa)
      Foto: Antrey/Canva.com
  3. Gelbe Wiesenameise (Lasius flavus):
    • Diese Art lebt hauptsächlich unterirdisch und ernährt sich von Wurzelläusen. Diese Art ist sehr zurückhaltend und wird selten an der Oberfläche gesehen. Sie stellt keine Gefahr für Schildkröten dar.

      Gelbe Wiesenameise (Lasius flavus)
      Foto: coopder1/Canva.com
  4. Rossameise (Camponotus ligniperdus):
    • Eine der größten heimischen Ameisenarten, die oft in totem Holz lebt. Rossameisen sind eher nachtaktiv und suchen nach Insekten und süßen Substanzen. Ihre Größe kann einschüchternd wirken, aber sie sind nicht aggressiv gegenüber Schildkröten.

      Rossameise (Camponotus ligniperdus)
      Foto: Antagain/Canva.com

Ameisen als natürliche Reinigungsmittel

  • Sauberkeit des Geheges

Ameisen übernehmen im Gehege eine wichtige Rolle als natürliche Reinigungsmittel. Sie beseitigen Futterreste, die sonst Schädlinge wie Fliegen und Ratten anlocken könnten. Zusätzlich helfen sie beim Abbau von Kot und abgestorbenen Pflanzen. Dies verbessert nicht nur die Bodenqualität, sondern verhindert auch die Bildung von Krankheitsherden.

Eindämmung von Parasiten

  • Verwendung von Wurmeiern als Eiweißquelle

Ein besonders nützlicher Aspekt der Ameisen im Schildkrötengehege ist ihre Vorliebe für ausgeschiedene Wurmeier infizierter Schildkröten. Diese Wurmeier dienen den Ameisen als Eiweißquelle für ihre Larven. Dadurch tragen die Ameisen zur Reduktion der Wurmpopulation im Gehege bei und helfen, parasitäre Infektionen in Schach zu halten.

  • Reduzierung der Krankheitsverbreitung

Durch ihr eifriges Umherwandern und ihre ständige Suche nach Nahrung entfernen sie effektiv Wurmeier und andere Parasitenstadien aus dem Substrat. Indem sie diese potentiellen Krankheitsüberträger beseitigen, bevor sie sich zu ausgewachsenen Parasiten entwickeln können, unterbrechen Ameisen den Infektionszyklus und verhindern die Ausbreitung von Parasitosen unter den Schildkröten.

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Ökologische Vorteile

  • Bodenbelüftung

Durch ihre unermüdliche Aktivität im Schildkrötengehege leisten Ameisen einen wertvollen Beitrag zur Bodenbelüftung. Indem sie den Boden durchwühlen und lockern, verbessern sie die Sauerstoffversorgung im Substrat, was sich positiv auf das Wurzelwachstum der Pflanzen auswirkt.

  • Förderung der Pflanzenvielfalt

Ameisen unterstützen auch die Verbreitung und Keimung verschiedener Pflanzenarten, indem sie Samen tragen. Dies führt zu einer vielfältigeren und natürlicheren Umgebung im Gehege, was sowohl den Pflanzen als auch den Schildkröten zugutekommt.

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Ameisen im Schildkrötengehege: Schonende Vertreibung oder Umsetzung

Ameisen im Schildkrötengehege können manchmal doch zu einer eine echte Plage werden, aber es gibt glücklicherweise einige sanfte Methoden, um sie zu vertreiben oder umzusiedeln, ohne ihnen zu schaden. 

Eine effektive Möglichkeit ist die Verwendung von Duftstoffen wie Lavendel-Öl und Zimt. Bestreue einfach die betroffenen Stellen mit Zimt und beträufle sie dann mit konzentriertem Lavendel-Öl. Die intensiven Düfte sind für Ameisen unangenehm und sie suchen sich einen anderen Ort. Natürlicher ist selbstverständlich das pflanzen von Lavendelsträucher im Gehege oder auch im Frühbeet/Gewächshaus.

Eine weitere Methode ist regelmäßiges Gießen, da Ameisen trockene Böden bevorzugen. Einfach den Boden im Frühbeet feucht halten, um die Ameisen fernzuhalten. Im Idealfall werden Pflanzen im Frühbeet angebaut, die regelmäßig gegossen werden müssen.

Tonröhre im Frühbeet
Mit solch einer Tonröhre bzw. Gießröhre gelangt das Gießwasser direkt zum Wurzelballen und sorgt für ein leicht feuchtes Milieu, welches Ameisen meiden.
Foto: Thorsten Geier, Schildkröten im Fokus 04/2020

So kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Besonders für Schlüpflinge, aber auch für adulte Schildkröten, sollte das Frühbeet immer einen feuchten Bereich bieten. Auch das regelmäßige Durchwühlen des Ameisennests mit einer Pflanzschaufel oder einem Stock kann die Ameisen stören und zum Verlassen des Nests bewegen. 

Das Schaffen einer staubigen Umgebung durch das Ausstreuen von Gesteinsmehl oder Dolomitkalk auf die Erde im Gehege ist ebenfalls eine Option, da Ameisen staubige Umgebungen meiden. 

Wenn du die Ameisen umsiedeln möchtest, kannst du die Tontopf-Methode anwenden. Fülle einen großen Tontopf mit feuchtem Stroh, Holzwolle, Zeitungspapier oder Erde und stelle ihn umgedreht über die Ameisenkolonie.

Tontopf mit Stroh gefüllt
Ein mit Stroh befüllter Tontopf wird kopfüber über das vorhandene Ameisennest gestellt, um Ameisen umsiedeln zu können.
Fotos: Thorsten Geier, Schildkröten im Fokus 04/2020

Nach einigen Tagen, besonders bei nassem und kaltem Wetter, ziehen die Ameisen meist in den Topf um. Dann kannst du den Topf an einen anderen Ort im Garten bringen, wo die Ameisen nicht stören.

  • Video “ Ameisen im Garten schonend umsiedeln“


Das Video wird von Youtube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button geladen. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google

Mit diesen schonenden Methoden kannst du das Ameisenproblem im Schildkrötengehege angehen, ohne den kleinen Krabbeltieren zu schaden. 

Mehr noch dazu in der Schildkröten im Fokus 04/2020

Fazit

Ameisen erweisen sich als nützliche Mitbewohner in einem Schildkrötengehege. Durch ihre Präsenz tragen sie maßgeblich zur Sauberkeit bei, helfen bei der Bekämpfung von Parasiten und sorgen für ein ausgewogenes ökologisches Gleichgewicht, indem sie effektiv gegen Insekten und Spinnentiere vorgehen. Für gesunde Schildkröten stellen Ameisen keine Bedrohung dar, sondern bieten stattdessen eine Vielzahl von Vorteilen. Besitzer europäischer Landschildkröten können also beruhigt sein: Ameisen sind wertvolle Unterstützer im Gehege.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass dies nur für gesunde Schildkröten gilt. Bei kranken Tieren, insbesondere bei Schlüpflingen, kann es vorkommen, dass Ameisen das geschwächte Tier angreifen. Sollte man zuvor nicht gewusst haben, dass die Schildkröte krank ist, ist spätestens dann eine gründliche Untersuchung des Tieres oder ein Besuch bei einem auf Schildkröten spezialisierten Tierarzt ratsam. Aber solch ein Fall ist mir bisher nur einmal bekannt.

Letztendlich liegt es im Ermessen jedes Einzelnen, ob er die kleinen Krabbeltiere im Gehege oder Frühbeet dulden möchte. Persönlich sehe ich Ameisen in unserem Haus gar nicht gerne und Sonja schon zweimal nicht, aber solange sich die Schildkröten in ihren Gehegen nicht gestört fühlen, lasse ich sie dort ihre nützliche Arbeit verrichten.

 

Teilansicht von unserem Schildkrötengehege
Teilansicht von unserem Schildkrötengehege

 

Quellen

NABU Leverkusen
Umweltbundesamt
Wikipedia

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