Auffangstationen für Schildkröten

Schildkröten haben uns seit etlichen Jahren in ihren Bann gezogen. Diese faszinierenden Reptilien verströmen eine Ruhe, die Sonja und mich immer wieder erdet, wenn der Stress des Alltags überhandnimmt. In unserer hektischen Welt ist dies keine Seltenheit, doch wir haben unsere Oase der Gelassenheit im heimischen Garten gefunden.

Einige unserer urzeitlichen Gefährten sind bereits seit 2001 an unserer Seite, und im Laufe der Jahre hat sich der eine oder andere Neuzugang zu ihnen gesellt. Unsere Susi hat das beeindruckende Alter von 60 Jahren erreicht und ist immer noch voller Lebenskraft.

Seit wir die Dame vor einigen Jahren adoptiert haben, legt sie nach wie vor zweimal jährlich regelmäßig ihre Eier. Europäische Landschildkröten haben eine bemerkenswerte Lebenserwartung und können bis zu 100 Jahre alt werden.
Das bedeutet natürlich, dass Halter europäischer Landschildkröten über langfristige Vorkehrungen für die Zukunft nachdenken müssen. Zu diesem Thema habe ich hier einige Gedanken niedergeschrieben.

Doch was geschieht, wenn sich die Umstände plötzlich ändern und die Schildkröte(n) von einem Tag auf den anderen dringend ein neues Zuhause benötigen?

Die Suche nach geeigneten Plätzen

Ich erhalte häufig Anfragen von Schildkrötenhaltern, die aus verschiedenen Gründen ihre Tiere abgeben müssen. Da wir selbst keine weiteren Tiere aufnehmen, unterstütze ich die Halter mit Rat und Tat und helfe bei der Vermittlung. Ich kontaktiere befreundete Schildkrötenhalter und erkundige mich, ob jemand bereit ist, ein Tier aufzunehmen. Es kann auch hilfreich sein, den Züchter zu kontaktieren, von dem die Nachzuchten stammen, da manche Züchter bereit sind, die Tiere zurückzunehmen. In der Facebook-Gruppe „Schildkröten-Notvermittlung“ poste ich im Namen der Halter eine Beschreibung, und auf meiner Webseite unter der Rubrik „Abgabetiere“  veröffentliche ich ebenfalls einen Aufruf. So konnte ich kürzlich ein schönes Weibchen der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri) erfolgreich vermitteln.

Kontakt mit Behörden

In diesem Fall hatte ich auch Kontakt mit der zuständigen Behörde, da das Tier über 50 Jahre beim bisherigen Halter lebte und die erforderlichen Dokumente (CITES-Bescheinigung) fehlten. Zu der Zeit, als das Tier angeschafft wurde, gab es noch keine Melde- und Kennzeichnungspflicht; diese wurde erst im März 1987 für alle europäischen Landschildkröten eingeführt und gilt auch rückwirkend für ältere Tiere. Seit dem 1. Januar 2001 unterliegen alle Arten geschützter Tiere, die im EU-Artenschutzstatus Anhang A aufgeführt sind – mit Ausnahme der Vierzehen-Landschildkröte (Testudo horsfieldii) – zusätzlich der Kennzeichnungspflicht.

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Viele Halter, die ihre Tiere seit den 70er Jahren oder noch länger pflegen, waren oft nicht über diese Regelungen informiert. Bei einer Weitergabe muss die zuständige Behörde informiert werden, die hoffentlich die erforderlichen Papiere ausstellt. Bisher hatte ich stets sehr positive Erfahrungen mit den Behörden, und das Ausstellen der notwendigen EU-Bescheinigungen verlief reibungslos.

Es ist daher wichtig, dass bei der Abgabe der Tiere eine gültige EU-Bescheinigung vorliegt. Diese ist nur gültig, wenn eine lückenlose Fotodokumentation existiert (je nach Behörde unterschiedlich) oder ein ordnungsgemäß implantierter Mikrotransponder vorhanden ist. Fehlt diese Dokumentation oder der Transponder, sollte dies mit der zuständigen Behörde geklärt werden. Dabei liegt die Beweislast beim Halter.

Auffangstationen

Wenn alle Stricke reißen und sich niemand bereit erklärt, die Tiere aufzunehmen, bleiben als letzte Möglichkeit noch die Auffangstationen für Schildkröten. Hier finden oft Tiere aus Beschlagnahmungen (siehe Thema Melde- und Kennzeichnungspflicht!) sowie Fundtiere, die einfach ausgesetzt wurden, eine Zuflucht. Leider sind diese Tiere häufig vorerkrankt und müssen zunächst von einem schildkrötenerfahrenen Tierarzt untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.

Offizielle Schildkrötenauffangstationen (sie verfügen über die Sachkunde gemäß Paragraph 11 Tierschutzgesetz und sind vom Veterinäramt anerkannt) müssen den Tieren eine artgerechte Unterbringung bieten. Bei europäischen Landschildkröten sind daher Frühbeete und entsprechende Technik unerlässlich. Die Ausstattung und tierärztliche Betreuung sind entsprechend kostenintensiv, was die finanzielle Unterstützung dieser Stationen umso wichtiger macht. Viele dieser Stationen werden ehrenamtlich betrieben und erhalten, wenn überhaupt, nur geringe staatliche Förderungen.

Leider sind auch viele bereits an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen, und einige haben einen Aufnahmestopp verhängt. Besonders hoch ist der Anteil männlicher Tiere. Diese werden oft ausgesetzt, weil sie sich in bestehenden Gruppen mit anderen Männchen nicht vertragen, während Weibchen meist schneller vermittelt werden können, da sie einfacher zu vergesellschaften sind. Doch bevor ein Tier abgewiesen wird, wird irgendwie noch Platz geschaffen.

Auffangstationen nehmen jedoch nicht nur Tiere auf, sondern informieren zukünftige Halter auch über die artgerechte Haltung europäischer Landschildkröten. Dies geschieht durch Infotage, Flyer oder Vorträge bei Schildkröten-Workshops. Daher erfolgen Vermittlungen ausschließlich in artgerechte Haltungen.

Ein Tag in der Reptilienauffangstation

Standorte von Schildkröten-Auffangstationen

Folgende Auffangstationen habe ich bereits auf meiner Homepage vorgestellt:

Auffangstation für Landschildkröten Stuttgart

Reptilienauffangstation in der StädteRegion Aachen

Landschildkrötenhilfe Freiberg

Weitere Stationen:

Schildkrötenhilfe Unterfranken

Schildkrötenhilfe Witten e.V.

Wasserschildkröten Ibbenbüren e.V.

Auffangstation für Reptilien, München e. V.

In Österreich:
RespekTurtle

 

Quelle:
Taschendinos.de

 

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