Hibernation (Winterstarre, Kältestarre)

Winterstarre-Winter im Hunsrück
Winter im Hunsrück

Winterstarre (Kältestarre) bei europäischen Landschildkröten

Da es immer wieder zu Verwechslungen der verschiedenen Begriffe kommt, hier einmal eine Kurzerklärung:

Winterschlaf:

Winterschlaf halten jene Tiere, die sich im Ende Sommer/Anfang Herbst Fettreserven anfressen und durchgehend bis in das Frühjahr schlafen. Sie können ihre Körpertemperatur, Atmung und Herzschlagfrequenz stark absenken um keine Nahrung mehr aufnehmen zu müssen.

Beispiele: Igel, Siebenschläfer, Murmeltiere

Winterruhe:

Tiere, die Winterruhe halten senken ihre Körpertemperatur, Atmung und Herzschlag nicht so stark wie Winterschläfer. Sie wachen dadurch immer wieder auf und nehmen Nahrung zu sich.

Beispiele: Dachs, Eichhörnchen

Diese beiden Begriffe gelten nur für gleichwarme Tier (Säugetiere, Vögel)

Winterstarre (Hibernation)

Wechselwarme Tiere, wie Fische, Amphibien und Reptilien halten eine Winterstarre. Körpertemperatur, Atmung und Herzschlagfrequenz reduzieren sich dabei auf ein Minimum.

Der Körper erstarrt bei sehr kalten Temperaturen (knapp über dem Gefrierpunkt) und sie erwachen erst wieder aus der Starre, wenn die Temperaturen ansteigen.

Auslöser der Winterstarre sind äußere, wie auch innere Reize.

Äußere Reize sind zurückgehende Temperaturen (insbesondere in den Nächten), verkürzte Tageslichtlänge und Intensität, erhöhte Niederschlagsmenge, eingeschränktes Nahrungsangebot und der Luftdruck.

Europäische Landschildkröten haben sich über Millionen von Jahren an die klimatischen Bedingungen ihres Lebensraumes angepasst und müssen/sollen von Anfang an eine Winterstarre halten um gesund zu bleiben.

Folgen vorenthaltender Hibernation

Wird den Tieren diese Starre vorenthalten, nimmt man ihnen nicht nur einen wichtigen Lebenszyklus sondern für die Tiere können sich ernsthafte Komplikationen ergeben und sie könnten Krankheiten bekommen, die im schlimmsten Fall dann zum Tod der Schildkröte führt.

Die Tiere wachsen zu schnell und oft sehr höckrig durch zu trockener Terrarienhaltung. Ihr Immunsystem funktioniert nicht mehr richtig und die Fortpflanzung wird nachhaltig gestört. Diese sogenannten Dampfaufzuchten haben dann ein viel zu hohes Gewicht als naturnah gehaltene Artgenossen und sterben auch wesentlich früher.

Nur die wenigsten Halter wissen aus welchen Regionen ihre Tiere stammen und wie lange sie dort ihre Winterstarre halten. Deshalb gilt es einen Mittelweg zu finden.
Unsere Tiere gehen Anfang/Mitte November in die Starre und wurden bisher Mitte/Ende März wieder ausgewintert. Das heißt, sie starrten bisher ca. 4-5 Monate. Ich denke, diese Zeit ist weder zu kurz noch zu lang und wurde mir auch von langjährigen Haltern bestätigt.

Welchen Begriff denn nun?

In den sozialen Medien wird jedes Jahr zur gleichen Zeit vor den beginnenden Hibernation (..und täglich grüßt das Murmeltier! Das Murmeltier hält übrigens einen „Winterschlaf“!) über die einzelnen Begriffe lebhaft diskutiert. Heißt es nun „Winterstarre“, „Winterschlaf“ oder „Winterruhe“?
Die Begriffe „Winterschlaf“ und „Winterruhe“ passen nach meiner Ansicht nicht zu der natürlichen Ruhephase in dieser Zeit. Den Begriff „Winterstarre“ würde ich eher durch den Begriff „Kältestarre“ ersetzen, da der Zustand durch die fallenden Temperaturen und nicht unbedingt durch die Jahreszeit ausgelöst wird.

Vielleicht Kältestarre?

Allerdings beschreibt die Kältestarre (oder Winterstarre) einen Zustand absoluter Bewegungsunfähigkeit. Wie wir wissen, ist dies bei unseren griechischen Landschildkröten nicht der Fall. So graben sich die Tiere unbewusst bei weiter sinkenden Temperaturen tiefer ins Substrat um keine Erfrierungen zu erleiden (in ihren Habitaten oder bei einer überwachten Starre im Frühbeet/Gewächshaus).


Auch wachen die Tiere bei steigenden Temperaturen auch mal auf und sonnen sich sogar. So erlebt im Februar 2019, als ein Wärmeeinbruch für paar Tage die Temperaturen im Schildkrötenhaus auf zweistellige Plusgrade anstiegen ließen (knapp 20 Grad!). In der Überwinterungsrube waren es dann zwar „nur“ Plus 12 Grad, aber dadurch wurde unsere Susi (ca. 55 Jahre alt), die sich nur leicht eingräbt, wach und sonnte sich dann im Schildkrötenhaus.

Die anderen Tiere, die sich zum Teil ca. 10 cm vergraben (und somit vom „Wärmeeinbruch“ nichts mitbekommen hatten) „starrten“ normal weiter. Auch in ihren natürlichen Lebensräumen kommt es des öfteren vor, das die Tiere ihre Starre bei erhöhten Temperaturen unterbrechen und danach weiter starren. So war es dann auch bei unserer Susi, die sich dann paar Tage später bei fallenden Temperaturen sich wieder verkrochen hatte und ganz normal weiter starrte bis in den März hinein. Wichtig ist dann, den Tieren Wasser anzubieten.

Hibernation

In der Wissenschaftssprache Englisch wird der Begriff „Hibernation“ verwendet. Ob nun „Winterstarre“, „Kältestarre“ oder ein anderer Begriff: Wichtig ist, das jeder weiß, was damit gemeint ist bzw. wie seine Tiere diese wichtige Ruhephase sicher und natürlich meistern.

Vorbereitung und Kontrolle

Wie erwähnt, bereiten sich die Tiere selbstständig auf die Starre vor. Aber auch der Halter muss sich darum kümmern, dass die Schildkröten ohne Probleme in die Starre gehen können. Bereits im Juli sammele ich den Kot der Tiere ein und lass sie von einen schildkrötenerfahrenen Tierarzt oder von einem Institut (als Beispiel sei hier Exomed genannt) auf Parasiten untersuchen. Nur ein gesundes Tier darf in die Winterstarre gehen. Sollte ein hochgradiger Befall festgestellt werden hat man dann immer noch genügend Zeit eine Wurmkur durchzuführen. Es bleibt dann noch eine entsprechende Erholungsphase für das Tier.

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Wurde kein Befall festgestellt, führe ich vor Beginn der Starre noch einen Gesundheitscheck durch. Ich überprüfe die Festigkeit des Panzers und ob Verletzungen vorhanden sind. Der Panzer sollte bei älteren Tieren fest sein. Bei Jungtieren sollte der Panzer bei vorsichtigem drücken leicht nachgeben. Dann werden die Augen kontrolliert. Diese sollten klar und nicht geschwollen sein. Die Haut sollte trocken und die Schildkröte darf keine offenen Wunden haben. Die Nase muss frei sein und ohne Ausfluss.

Neue Halter sollten, wenn sie unsicher sind, einen schildkrötenerfahrenen Tierarzt aufsuchen und dort den Gesundheitscheck durchführen lassen.

Durch zurückgehende Temperaturen (besonders in den Nächten), verkürzte Tageslichtlänge und die geringe Lichtintensität beginnen die Tiere ca. Mitte September mit der Vorbereitung der Winterstarre.


Technik

Ohne technische Hilfsmittel würden die Tiere aber zu früh Ende September/Anfang Oktober in die Starre gehen. Um diese hinauszuzögern ist es wichtig, ihnen Wärme- bzw. Lichtquellen anzubieten, damit sie auf ihre Vorzugstemperatur kommen können.
Je nach Lage des Standortes in Deutschland und auch der Qualität des Frühbeetes ist es auch erforderlich nachts im Schlafhaus  Wärmematten*  oder Kabel zu installieren, damit  die Temperaturen nicht zu tief absinken. In unserer Überwinterungsgrube habe ich ein Heizkabel verlegt, das Mitte/ Ende Oktober die Temperatur nicht unter 8-10 Grad fallen lässt. Dies steuere ich dann mit einer Thermozeitschaltuhr.

Dank der Wärmelampen sind die Tiere bis in den Oktober aktiv. Dann beginne ich langsam die Beleuchtungsdauer zu reduzieren. Ende Oktober/Anfang November brennen sie dann nur noch bis 14 Uhr. In dieser Zeit verbringen die Tiere die meiste Zeit unter den Lampen und gehen selten ins Freigehege. Auch nehmen die Schildkröten kaum noch Nahrung zu sich. Wasser sollte immer bereit stehen damit die Tiere trinken und auch selbstständig baden können.

Baden-Ja oder Nein?

Ich überlasse den Tieren alleine die Vorbereitung und greife nur im Notfall ein.  Das „Zwangsbaden“ vor der Starre mache ich nicht. Früher hielt man das Zwangsbad zur kompletten Darmentleerung für notwendig. Heute ist man jedoch doch anderer Ansicht. Durch das warme Baden kurz vor der Starre kurbelt man den Stoffwechsel wieder an und das könnte dann zu Herz-Kreislauf-Probleme führen. Zum zweiten kotet das Tier kurz vor der Starre und raubt ihm so wichtige Bakterien im Darm.Wenn, dann sollte das Tier nur kurz in kaltem Wasser gebadet werden damit es noch einmal Wasser aufnehmen kann.

Anfang der Starre

Nachdem nun Anfang November fast alle Tiere sich vergraben haben, habe ich bis zur Starre im Jahr 2013 die Tiere ausgegraben und in vorbereitenden Behälter umgesetzt. Es waren Plastikbehälter, die ich mit Gartenerde aufgefüllt hatte. Auf diese Gartenerde kam dann noch eine Schicht Buchenlaub. So vorbereitet kamen die Schildkröten dann in einen Kühlschrank, den ich zwei Wochen vorher bereits eingeschaltet hatte um zu kontrollieren ob er auch störungsfrei läuft. Es ist eine Selbstverständlichkeit, für diese Art der Überwinterung wird ein separater Kühlschrank genutzt.

So war meine Vorgehensweise bis zum Jahr 2013. Ab 2014 und dem Bau des neuen Schildkrötenhauses dürfen unsere Tiere im Freien überwintern. Doch bevor ich hierzu komme, noch eine kurze Erklärung über weitere Überwinterungsorte für unsere Schützlinge.

Schlafhaus/Überwinterungsgrube im 2013 fertiggestellten Schildkrötenhaus

Winterstarre-Schlafhaus für Landschildkröten
Schlafhaus

Überwinterung im Keller

Diese Art war früher gang und gäbe. Die Tiere kamen in eine Kiste und wurden in den Keller gestellt. Besonders Gewölbekeller waren und sind sehr gut geeignet, da sie eine konstant kühle Temperatur halten. Die Kellerräume in den Neubauten sind dagegen nicht zu empfehlen, da sie durch die gute Isolierung eine zu hohe Temperatur haben. (Der Stoffwechsel der Tiere beginnt wieder ab einer Temperatur von ca. 8 Grad.)

Überwinterung in der Garage

Diese Ort der Überwinterung ist aufgrund zu hoher Temperaturschwankungen nur bedingt zu empfehlen. Hier können über einen längeren Zeitraum 10-15 Grad oder sogar, besonders nachts, tiefe Minusgrade herrschen. Die Gefahr, das der Stoffwechsel in Gang kommt bzw. das Tiere erfrieren ist groß. Nur mit hohem Aufwand (z.B. mit Heizung) könnte eine Winterstarre an diesem Ort durchgeführt werden.

Überwinterung im Kühlschrank

Diese Art habe ich 13 Jahre lang praktiziert und hatte nie Probleme mit den Tiere oder sogar Ausfälle. Gerade wenn kein hochwertiges Frühbeet oder Gewächshaus zur Verfügung steht, ist der Kühlschrank als Alternative sehr gut geeignet. Auch für Anfänger kann ich diese Überwitterungsmethode empfehlen, da man die Starre gut überwachen und beeinflussen kann. Weitere Vorteil sind die konstanten Temperaturen, die im Kühlschrank herrschen. Unsere Schildkröten hielten ihre Starre bei Temperaturen von 4-6 Grad.

Um zu hohe Schwankungen zu vermeiden, sollten alle Lufträume im Kühlschrank gefüllt sein. Neben den Überwinterungsbehältern habe ich Plastikflaschen mit Wasser gefüllt in den Kühlschrank gestellt und konnte so große Schwankungen vermeiden. Wichtig ist, den Kühlschrank 2-3 mal die Woche für ca. 30 sec. zu öffnen um Luftaustausch zu gewährleisten. In dieser Zeit kann man auch das Substrat überprüfen. Es sollte nicht trocken aber auch nicht zu nass sein. Das Substrat sollte immer leicht feucht gehalten werden.

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Wiegen während der Starre?

Vor Jahren habe ich die Tiere alle 6 Wochen gewogen. Das mache ich aber nicht mehr um die Tiere nicht zusätzlich zu stören. Mittlerweile hat man dann doch ein Gefühl dafür, wie Substrat, Temperatur, Feuchtigkeit sein sollen, um die Tiere gefahrlos zu überwintern.

Anfängern, die verständlicherweise noch etwas verunsichert sind, würde ich schon empfehlen, die Tiere alle 6 Wochen zu wiegen um eventuellen Gewichtsverlust festzustellen und zu ergründen. Ein Gewichtsverlust von bis zu 5% Körpergewicht ist noch völlig unbedenklich. Höherer Verlust kann z.B durch zu trockenes Substrat oder Krankheit verursacht werden.

Normalerweise verlieren die Tiere fast nichts an Gewicht in der Starre. Sie können sogar durch das feuchte Substrat wenige Gramm zunehmen. Während des wiegens wird dann auch noch eine Sichtkontrolle durchgeführt. Sie sollten keine geschwollenen Augen haben und auf dem Bauchpanzer dürfen keine roten Flecken zu sehen sein. Dies könnte eine beginnende Sepsis sein und muss weiter beobachtet werden!

Zur Temperaturkontrolle hatte ich drei Digitalthermometer mit Fühler angebracht um falsche Messungen auszuschließen. Sollte trotz optimaler Bedingungen im Kühlschrank, das Tier keine Starre halten sondern unruhig hin und her laufen, muss das Tier notfalls die Starre beenden und dem Tierarzt vorgeführt werden.

Überwinterung im Frühbeet/Gewächshaus

Meiner Meinung nach die natürlichste aber auch aufwendigste Möglichkeit die Tiere zu überwintern. Voraussetzung hierfür ist ein hochwertiges Frühbeet oder Gewächshaus mit Überwinterungsgrube und entsprechender Technik. An dieser Stelle möchte ich den neuen Überwinterungsort für unsere Tiere vorstellen und wie die Starre dort ablaufen soll.

Wie ja bereits bei der Haltung erwähnt, habe ich unser Gehege mit einem selbstgebauten Schildkrötenhaus mit Überwinterungsgrube im Jahr 2013 erweitern können. Der Bau und die Materialien kann hier in der TESTUDOWELT  nachgelesen werden.

Die Überwinterungsgrube hat die Maße 120 x 60 x 60 cm. Als Schutz vor Fressfeinden von unten wurde der Boden mit Gehwegplatten ausgelegt. Diese habe ich auch für die Wände genommen.

Haben sich die Tiere vergraben, wird das Schlafhaus mit Buchen/Eichenlaub komplett aufgefüllt um eine wei-tere Isolierung zu erhalten.

Strenger Frost im Hunsrück

Wir hatten die letzten Jahre schon einige Winternächte mit bis zu Minus 20 Grad Außentemperaturen! Im Schildkrötenhaus waren zu diesem Zeitpunkt ca. Minus 15 Grad. Dank des Wärmekabels in der Überwinterungsgrube waren es immer noch „angenehme“ 2 Grad auf der Oberfläche.
Diese Tage bzw. Nächte sind selbst bei uns im Hunsrück in den letzten Jahren eher die Ausnahme. Um aber ganz sicher zu gehen, packe ich die Überwintergsgrube zusätzlich mit Stroh ein. Dieses isoliert zusätzlich. 
Europäische Landschildkröten besitzen darüber hinaus ein natürliches Frostschutzmittel. Durch eine erhöhte Glucosekonzentration im Blut ist es den Tieren möglich paar Tage geringe Minusgrade zu überleben. (IVANCHEV 2007/„Schildskröten im Fokus 2/2007“).
Auch ich hatte vor Jahren unfreiwillig diese Erfahrung gemacht, da durch einen defekt am Kühlschrank die Temperaturen auf minus 5 Grad gefallen sind. Die Tiere hatten diese kurze Zeit aber schadlos überstanden.

Sollen Schlüpflinge und Jungtiere eine Winterstarre halten?

In diversen Foren und in sozialen Netzwerken kommen immer wieder die Fragen auf:

Müssen/dürfen auch Schlüpflinge  von Anfang an eine Starre halten?

oder

Wie lange sollen/dürfen kleine Nachzuchten eine Hibernation halten?

Besonders Anfänger sind da unsicher und verlassen sich da natürlich auch auf die Aussagen von „Fachverkäufern“ aus Zoogeschäften (hier muss ich aber noch ausdrücklich erwähnen, das es auch sehr wohl Fachverkäufer bzw. Zoogeschäfte gibt, die eine sehr gute Beratung anbieten. Das ist aber leider noch die Ausnahme) und von Züchtern (auch hier gibt es, wie leider überall, auch „schwarze Schafe“).

Winterstarre-Nachzucht aus dem Jahr 2014.
Nachzucht aus dem Jahr 2014.

Häufige Aussagen sind dann:

„Die Tiere sind noch viel zu klein. Die dürfen im ersten Jahr keine Starre halten“

Oder „die Kleinen dürfen in den ersten Jahren nur 4 Wochen starren und müssen dann in ein Übergangsterrarium bis zum Frühjahr“
(Hierzu auch der Beitrag: “ Zwei wichtige Themen zum Thema Winterzeit“ )

Generell ist schon mal zu sagen, das auch Jungtiere von Anfang an eine Winterstarre halten müssen, da sie sie sonst unnatürlich schnell wachsen und als Folge daraus erkranken könnten. Hier sollte man einfach die Natur als Vorbild nehmen. Auch hier halten die Tiere ja von Anfang an eine Hibernation. Von der Dauer der Winterstarre ist zu sagen, das Jungtiere in ihren natürlichen Lebensräumen zum Teil sogar länger starren, als erwachsene Tiere! Als Erklärung ist zu erwähnen, das Jungtiere aufgrund ihrer geringeren Körpermasse nicht die Möglichkeit haben, die Wärme so lange zu speichern wie adulte Tiere. Folglich fallen die Tiere früher in die Starre und verlassen auch dadurch später ihr Winterquartier.

Welche Folgen haben eine verkürzte oder gar keine Winterstarre bei europäischen Landschildkröten?

Zu aller erst: Eine verkürzte Winterstarre ist natürlich immer noch besser, als gar keine! Doch welche Folgen können eine verkürzte aus gefallene Hibernation für die Tiere haben?

 In einer Studie, durchgeführt von Benutzern eines französischen Schildkrötenforums, wurde ermittelt, das die Lebenserwartungen von europäischen Landschildkröten bei einer mindestens dreimonatigen Winterstarre höher lagen, als bei der selben Art, die weniger oder gar keine Starre hielten. Die Tiere haben bei einer „normal“ gehaltenen Starre mehr Zeit sich zu regenerieren und beenden die Starre, wenn die ersten Futterpflanzen wieder zur Verfügung stehen und die Sonne bzw. in unseren Regionen Frühbeet/Gewächshaus mit Technik die Tiere auf „Betriebstemperatur“ aufheizen.

Schildkröten, die eine verkürzte oder gar keine Winterstarre halten, müssen mit weniger wertvollem Futter gefüttert werden (meistens werden dafür Eisbergsalat, Gurken, Sticks etc. genommen) und wachsen unnatürlich schnell. Durch das meist trockene Klima im Terrarium kommt zum schnellen Wachstum auch noch eine Höckerbildung hinzu.

Fehlende UVB-Bestrahlung

Weiteres Problem ist das fehlende Sonnenlicht bzw. die fehlende UVB-Strahlung. Schildkröten benötigen UVB zur D3-Synthese und damit zum Aufbau von Knochen und Panzer. Mit guten (aber auch sehr teuren) UV-Lampen kann dieses Defizit behoben werden (z.B. bei kranken Tieren, die keine Starre lt. Schildkrötenerfahrenen Tierarzt halten dürfen). Doch leider ist es in der Praxis so, das die Tiere in dieser Zeit in einem viel zu kleinem Terrarium mit einfachen Wärmelampen gehalten werden. Durch das fehlende UV-B-Licht entsteht ein Vitamin-D3-Mangel. Es wird dann zu wenig oder gar kein Kalzium in die Knochen/Panzer eingebaut. Im schlimmsten Falle ist eine Rachitis die Folge (Knochenerweichung).

Leider empfehlen immer noch viele „Züchter“ die Jungtiere im ersten Jahr nicht starren zu lassen. Gerade die ersten Monate sind extrem wichtig für Jungtieren. Fehler, die zu Anfang gemacht werden, sind später nicht mehr zu korrigieren (siehe Höckerbildung). Die Natur selektiert in dieser Zeit der Hibernation auch kranke Tiere aus. Leider musste ich auch diese Erfahrung machen. Eine Nachzucht von 2014 hatte die erste Starre auch nicht überstanden was ich dann als natürliche Auslese betrachtete. Das Tier hätte bei einer nicht eingehaltenen Starre wohl noch Monate gelebt aber das Leiden nur unnötigerweise verlängert.

Die Hibernation ist genetisch vorprogrammiert 

Da Schildkröten wechselwarme Tiere sind, muss ihnen die Starre auch nicht „beigebracht“ werden. Europäische Landschildkröten, die Zeit ihres Lebens in einem Terrarium ohne Starre verbracht haben, werden bei danach artgerechter Haltung sich selbstständig vorbereiten und starren. Ängste, das eine „Terrarium-Schildkröte“ nicht weis wie die Starre funktioniert, sind daher vollkommen unbegründet.


Hier ein Bild der ausgehobenen Grube ..

Winterstarre-Überwinterungsgrube im Bau
Grube

 ….und hier mit Gehwegplatten. Für die Wände habe ich 2 Platten übereinander gemauert und danach mit Maulwurfserde aufgefüllt

Winterstarre-Überwinterungsgrube mit Gehwegplatten
Grube mit Gehwegplatten

fertiges Schlafhaus/Überwinterunsgrube

….und hier beim Probelauf 2013 mit Buchenlaub gefüllt

Winterstarre-Überwinterungsgrube mit Buchenlaub gefüllt
Überwinterungsgrube mit Buchenlaub gefüllt

Als Sicherung habe ich im Schlafhaus ein Heizkabel verlegt. Sind die Tiere alle in der Starre, wird der Thermotimer so eingestellt, dass bei einer Temperatur von 2 Grad auf der Bodenoberfläche das Heizkabel angeht.

Als Alternative kann auch ein Elstein Wärmestrahler oder eine Heizmatte, die am Deckel des Schildkrötenhauses befestigt wird, mit einem Thermotimer gekoppelt werden. Die Vor-gehensweise ist dieselbe wie bei meinem Heizkabel. Fällt die Temperatur unter einen vorher programmierten Wert, schaltet der Thermotimer den Wärmestrahler/Heizmatte  an. Eine weitere Möglichkeit wäre der Einsatz eines Forstwächters. Aufgrund der Größe aber dann eher für ein Schildkrötenhaus bzw. Gewächshaus geeignet.


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Der Probelauf in unserem Schildkrötenhaus mit dem Heizkabel im Jahr 2013 hat ergeben, das im Schlafhaus nur einmal das Heizkabel kurz anging . Trotzdem waren es in ca. 10 cm Tiefe immer ca. 4 Grad. Messen konnte ich dies mit dem Sensor des Datenloggers. Das ist eine weitere Sicherung falls es tatsächlich zu kalt werden sollte.

Schlafhaus mit Heizkabel

Winterstarre-Schlafhaus mit Heizkabel

Laut Auswertung des Datenloggers waren in der Überwinterungsgrube in 10 cm Tiefe, trotz milden Winters und manchmal frostigen Nachttemperaturen konstante 4-7 Grad.

Auswinterung-was ist zu tun?

Unsere griechischen Landschildkröten werden jedes Jahr Anfang/Mitte März munter und beginnen sich langsam im Schildkrötenhaus zu bewegen bzw. wärmen sich dann ausgiebig unter der Wärmelampe auf und gehen dann auch bei ungemütlichem Wetter das Gehege erkunden.
Für Anfänger ist die Zeit der Winterstarre bzw. auch der Auswinterung immer wieder eine Herausforderung. Wie die Auswinterung ohne Stress für den Halter abläuft, beschreibt Michaela Volkmann in diesem Beitrag: 
Auswinterung-für einen optimalen Start in den Frühling

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