Ratten im Schildkrötengehege

Bild: Wanderratte (Rattus norvegicus)
Foto: GTMedia/Canva.com

Einer der schlimmsten Fressfeinde für unsere Schildkröten sind Ratten/Mäuse. Ich habe schon viele Bilder mit ausgehöhlten Panzer gesehen und auch die nachfolgenden Bilder sind nur schwer zu ertragen.
In Deutschland sind zwei Arten heimisch:

Wanderratte (Rattus norvegicus)

Diese Gattung ist die häufigste vorkommende Art in Deutschland. Ursprünglich in Ostasien beheimatet ist sie mittlerweile in der ganzen Welt anzutreffen. Erwachsene Wanderratten erreichen eine Größe (Kopf-Rumpf-Länge) von ca. 19-30 cm und ein Gewicht bis ca. 500 Gramm.

Der Schwanz erreicht dabei eine Länge von ca. 13-32 cm. Sie sind Allesfresser, bevorzugen aber pflanzliche Nahrung. Wird die Nahrung im Winter knapp, machen sich die Tiere leider auch an Schildkröten ran und höhlen sie regelrecht aus.

Wanderratten können bis zu 12-Mal! Im Jahr Junge bekommen. Ein Wurf kann dabei bis zu 20 Junge betragen. Ausgehend von einem Rattenpaar und dessen Nachkommen könnten in einem Jahr 800-1000 Nachkommen im Garten rum laufen! Eine beängstigte Zahl!

Hausratte (Rattus rattus)

Die Hausratte ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von ca. 16-24 cm und bei einem Gewicht von ca. 150-250 Gramm etwas kleiner als die Wanderratte. Auch dieser Nager ist ein Allesfresser, bevorzugt jedoch hauptsächlich pflanzliche Nahrung.

Das Weibchen der Hausratte ist ähnlich „Fortpfanzungswütig“ wie die der Wanderratte, wird aber im Vergleich zur Wanderratte( alle 2-3 Monate) „nur“ alle 3-5 Monate geschlechtsreif.

Die Hausratte steht auf der Roten Liste und ist vom Aussterben bedroht.

Was die Ratte oder auch Maus so gefährlich für unsere Schildkröten macht: Sie können sich durch die kleinsten Ritzen zwängen und so ins Innere des Frühbeetes gelangen.

Aber auch für uns Menschen sind diese Schädlinge nicht ganz ungefährlich. So können von Ratten oder deren Ausscheidungen über 100 verschiedene Krankheiten wie z.B. Tollwut, Hepatitis, Cholera oder Pest übertragen werden. Nicht zu vergessen die Schäden an an elektrischen Leitungen etc. am Haus durch die Nagetiere (Quelle: https://www.anticimex.de/ratten). 

Ratten im Gehege von Köhlerschildkröten
Ratte im Gehege von Köhlerschildkröten (Chelonoidis carbonarius)
Foto: Ralf

Wie erkenne ich, wenn Ratten im Garten sind?

Da die Tiere nachtaktiv sind (es sei denn, im Garten ist bereits eine riesige Anzahl einer Rattenfamilie heimisch), ist es im ersten Moment schwierig festzustellen, ob Ratten im Garten sind. Es gibt aber Hinweise, die auf eine Rattenplage deuten:

  • Nagerspuren an verschiedenen Materialien. Dabei hinterlassen die Ratten mit ihren Schneidezähnen zwei parallele Rillen, die ca. 4 mm auseinanderliegen.
  • Der Rattenkot von Wanderratten ist spindelförmig und liegt meist in Gruppen. Bei Hausratten ist der Kot bananenförmig und verstreut. Ist der Kot weich und glänzend, liegt ein aktiver Befall vor.
  • Schmierspuren durch Körperfett. Ratten laufen immer dieselben Laufwege und hinterlassen dabei auf Fließen etc. Fettspuren.
  • je nach Plage ein schwacher bis starker Ammoniakgeruch
  • Lauspuren im Garten/Gehege
  • Nester und Bauten- Hausratten nisten sich im Haus/Gartenhaus ein und sind schwierig aufzufinden. Wanderratten haben ihre Bauten unterirdisch und haben ein ca. 5 cm rundes Eingangsloch
  • Der beste Beweis sind natürlich lebende Tiere  oder bereits verendete Ratten im Garten
  • Einsatz einer Überwachungskamera-viele Schildkrötenhalter nutzen mittlerweile eine Überwachungskamera, wie z. B. Bettina in diesem Beitrag über Prädatoren

Was kann ich tun, wenn Ratten bei mir im Garten sind?

Ratten sind nachtaktive Tiere, die am Tage nicht zu sehen sind. Wenn du aber am Tag Ratten siehst, ist schon eine große Population im Garten!
Das wirksamste Mittel gegen Ratten sind, klar….Katzen! Aber auch die Anwesenheit von Hunden, macht es den Ratten schwer heimisch zu werden. Auch das Katzenstreu vom Nachbarn (wenn du selbst keine Katze oder Hund hast) großzügig im Garten verstreut hilft bei der Vertreibung.

Ätherische Öle (Fenchel, Kamille, Lavendel, Minze, Oleander) mögen die Ratten nicht. Eine entsprechende Bepflanzung im Gehege können da schon gute Dienste leisten. Lebendfallen* können bei einer kleinen Population ebenso helfen.
Ist der Menge an diesen Schädlingen nicht mehr Herr zu werden, muss professionelle Hilfe angefordert werden.
Nicht zu empfehlen (Gesetzesvorgaben) ist der Einsatz von Rattengift. Der unsachgemäße Umgang mit dem Gift kann weitreichende Folgen für Umwelt, Tiere und Menschen haben.


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Erfahrungsberichte

Schwierig wird ist allerdings, wenn die Ratten nicht auf dem eigenen Grundstück hausen, sondern beim Nachbarn ihr Unwesen treiben. Christine, eine sehr gute Schildkrötenfreundin von uns, hatte leider vor kurzem diesen Problem.

Bei ihrem Nachbarn liefen die Ratten schon am helllichten Tage durch den Garten. Natürlich blieben sie nicht nur dort, sondern machten sich auch auf das Grundstück von Christine und unterwanderten auch ihr Frühbeet.

So ca. 5 m vom Gehege weg waren offene Komposter, auf denen sämtliche (!) Küchenabfälle gelandet sind. Die Ratten haben sich unter einer ca. 20 cm und 50 cm breiten Schotterschicht und unter einem 40 cm tiefen Betonfundament in das Frühbeet und in das Schlafhaus gegraben.  An der Haustüre haben sie den Zugang untergraben, beim Nachbarn waren Ratten am helllichten Tag im Garten.

Doch auch vor Wasser machen die Plagegeister nicht halt. In diesem Bericht wurden alle europäische Sumpfschildkröten regelrecht ausgehöhlt😢.

Eine ganz schlimmer Erfahrung mit diesen Nagetieren machte Virginia im Winter 2021/22. Insgesamt 6 ihrer juvenile griechische Landschildkröten wurden Opfer von Ratten! Obwohl das Frühbeet von unten gesichert und die Tür verschlossen war, konnten Ratten eindringen. 
Leider hat man bei allen Vorsichtsmaßnahmen nie eine 100% Sicherheit, dass Ratten oder andere Schädlinge fernbleiben.

Wie kann ich mein Frühbeet/Gewächshaus sichern?

Da sich die Tiere, wie oben erwähnt, sich durch 20 mm große Löcher zwängen können, ist es wichtig, alle noch so kleine Schlitze und Löcher zu stopfen. Damit die Ratten (insbesondere die Wanderratten ) keine Chance haben, von unten an die starrenden Schildkröten zu gelangen, wird der Boden entweder betoniert oder mit Wegeplatten ausgelegt.

Bei uns habe ich das bei einer Tiefe von ca. 60 cm gemacht. Tiefer werden sich die Schildkröten im Normalfall nicht eingraben. Von Hasendraht etc. unter dem Frühbeet halte ich persönlich nicht viel, da sich die Schildkröten (sollten sie tatsächlich tiefer eingraben) sich am Draht verletzten könnten.

Das Gehege selbst von unten abzusichern finde ich nicht notwendig, da zum einen bei großen Gehegen das einfach nicht machbar ist und zum anderen sind unsere Tiere nachts immer in ihren Frühbeeten/Schildkrötenhaus sicher eingesperrt. 

So mache ich das!
Am Ende entscheidet aber jeder für sich, wie er seine Tiere schützt. Unsere Tiere gehen mittlerweile alle abends von selbst in ihre Schutzhäuser. Schafft es einer/eine mal nicht, so gehen wir so lange durch das Gehege und suchen, bis wir den Nachzügler gefunden haben.

Aber oft liegen sie an ihren gewohnten Verstecken, so dass die Suche immer schnell beendet ist. Das hochheben und reintragen kommt, wenn überhaupt, pro Tier vielleicht einmal in der Woche vor. Aber immer noch besser, als sie ungeschützt draußen im Gehege zu lassen. Den neben Ratten gibt es auch andere Prädatoren.

Meldepflicht einer Rattenplage?

Ratten gehören nach § 2 Absatz 12 des deutschen Infektionsschutzgesetzes (IfSG) (früher Bundesseuchengesetz) zu den Gesundheitsschädlingen und sind in vielen Großstädten wie beispielsweise Berlin, Hamburg oder München meldepflichtig.

Eine generelle Meldepflicht besteht allerdings nicht. Sollten Sie einen Rattenbefall in Ihren Garten feststellen, wenden Sie sich am besten umgehend an das lokale Gesundheitsamt. Es wird Sie über die weiteren Schritte informieren.

Je nach Bundesland und Kommune sind Sie für die Beseitigung und Bekämpfung der Rattenplage entweder auf eigene Kosten selbst verantwortlich oder es wird ein Schädlingsbekämpfer beauftragt (Quelle: https://www.mein-gartenexperte.de/ratten-im-garten-7-tipps-zur-bekaempfung)

 

 

Quellen:
https://www.rentokil.com/de/ratten/
https://www.mein-gartenexperte.de/ratten-im-garten-7-tipps-zur-bekaempfung

 

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