Schildkrötensaison 2019 eröffnet! Fast Pünktlich zum Frühlingsanfang sind unsere griechische Landschildkröten aus ihrer Kältestarre erwacht. Das Wort „Kätestarre“ anstatt „Winterstarre“ finde ich passender, da die Tiere ja nicht nur im Winter „starren“. Möchte man es ganz genau, verwendet man den wissenschaftlichen Begriff „Hibernation“. Aber jeder so wie er möchte, Hauptsache jeder weiß, was damit gemeint ist!
Während also nun unsere Susi (ca. 55-jähriges THB-Weibchen) mal wieder als erste im Schildkrötenhaus auftauchte und die drei anderen Mädels kurz danach sich ebenso ans frischer Futter wagten, hatten die Männchen wohl noch nicht die richtige Lust sich aus der Erde in der Überwinterungsgrube zu graben.
Doch ein, zwei Tage später waren auch die Herren auf den Beinen. Unsere Schlüpflinge aus 2018 und die beiden zwei- bzw. dreijährigen juvenile Tiere starrten in einer eigenen Iso-Box in der Überwinterungsgrube. Auch die Kleinen hatten sich bei wärmeren Temperaturen nach oben gewagt. Kurz nach dem Erwachen habe ich den Kindergarten wieder ins eigene Freigehege mit Frühbeet gesetzt und auch die 4-er Herrengruppe kam anschließend ins eigene Gehege. Zur Zeit rennen also 5 Jungtiere, eine Herren-WG mit 4 Tieren und eine gemischte Gruppe 4.2 bei uns im Hunsrück durch drei Freigehege.
Diesen Winter war relativ mild, sodass ich nur mal sporadisch in die Überwinterungsgrube schaute ob alles in Ordnung ist, sonst aber im Büro über den Datenlogger die Temperaturen überwachte.
Im Letzten Jahr war es schon etwas spannender, da die Temperaturen Nachts zum Teil unter Minus 17 Grad fielen.
In diesem Beitrag hatte ich auch noch kurz erwähnt, wie die Temperaturen bei einer Studie von Ivo Evstatiev Ivanchev, Sofia, Bulgarien im Schildkrötenhabitat selbst in der Überwinterungsgrube in den Minusbereich gingen. Den kompletten Artikel (erschienen Schildkröten im Fokus, 2007) kann ich jedem Halter europäischer Landschildkröten sehr empfehlen.
Die Kältestarre war diesen Winter für uns also ziemlich unspektakulär. Interessant wurde es dann Mitte Februar, als ein Hochdruckgebiet die Temperaturen bei uns im Freien auf fast 20 Grad steigen ließ. Im Schildkrötenhaus stieg die Temperatur auf 30 Grad und auch in der Grube wurde es mit 20 Grad dann doch schön warm. Unsere Susi und auch zwei der anderen Mädels wurden wach und spazierten im Schildkrötenhaus umher. Ich stellte Wasser bereit und legte noch Golliwoog® (erstmals selbst nachgezogen!) zum fressen hin.
Unsere Susi ließ sich wie immer nicht zweimal bitten und fing gleich an zu fressen. Die beiden anderen schauten mich nur ziemlich verschlafen mit ihren Knopfaugen an. Während nun in den Facebookgruppen für Landschildkröten die Halter sich die Beiträge um die Ohren schrieben und nach Rat fragten, was nun zu tun ist und zum Teil die Wärmelampen schon anschalteten (Kann ich ja auch verstehen! Zum ersten sind die Gruppen dafür da und zum zweiten ist eine Kältestarre bei europäischen Landschildkröten für Anfänger schon eine Herausforderung!) schaute ich auf den Wetterbericht der nächsten Tage und machte….nix! Für die nächsten Tage waren wieder Schnee und Frost gemeldet und somit war es dann auch Unsinn die Lampen anzuschalten.
Es wurde also wieder kälter und die drei wachen Damen verzogen sich in die Grube und starrten weiter. Dies ist auch nicht ungewöhnlich und kommt in der Natur laufend vor. Deshalb mein Rat hierzu: So früh im Jahr nicht gleich die Wärmelampen anwerfen und wie dolle heizen. Lieber mal die Wettervorhersagen studieren und auch parallel schauen, wie das Wetter in ihrem Ursprungshabitat ist.
Wie jedes mal im Frühjahr habe die Gehege wieder großzügig mit Dolomitkalk gekalkt, Pflanzenreste entfernt und die Freigehege wieder auf Vordermann gebracht.
Um noch mehr Verstecke und Farbenvielfalt (nicht nur für das Auge, auch für die Bienen!) zu bieten, habe ich mir noch ein paar Pflanzen bestellt (Baumschule Horstmann*)
Knäuel-Glockenblume ‚Dahschur‘ (Campanula glomerata ‚Dahurica‘)
Hohes Mädchenauge (Coreopsis tripteris)
Taglilie ‚Sammy Russel‘ (Hemerocallis x cultorum ‚Sammy Russel‘)
Fingerstrauch ‚Red Ace‘ (Potentilla fruticosa ‚Red Ace‘)
Fingerstrauch ‚Abbotswood‘ (Potentilla fruticosa ‚Abbotswood‘)
Moschus-Malve (Malva moschata)
Eine Samenmischung von der Schildkrötenfarm Speyer und von meiner lieben Schildkrötenfreundin Viola wurde dann auch noch großzügig auf der Futterwiese und in den Gehegen verteilt. Eine spezielle Bienengarten-Saatmischung bietet der Testudo-natura-shop an.
Muss also alles schön wachsen bzw. anwachsen und einem tollen Schildkrötenjahr steht nichts mehr im Wege. Diese Schildkrötenjahr hatte ja schon super begonnen mit der ersten Nachzucht unserer Spaltenschildkröten und so kann es ruhig weiter gehen.
Was passt also besser, als dieses Zitat einer „Lichtgestalt“:
„Schaun mer mal, dann sehn mer scho.“
Franz Beckenbauer